Mein Ja aufwerten - Nein sagen

"Ja, klar mache ich das für dich." Und schon habe ich mich (wieder mal) verpflichtet. Habe mir einen weiteren Punkt auf meine Aufgabenliste gesetzt. Obwohl ich doch sowieso schon mehr als genug zu tun habe... 

Mein Gegenüber freut sich natürlich. Kann einen Haken an die Sache machen und weiß die Aufgabe bei mir in guten Händen. Und darf davon ausgehen, dass ich es für mich auch so in Ordnung ist. Habe ich doch 'ja' gesagt.

Friede-Freude-Eierkuchen also! Oder doch nicht?!

Spüre ich doch eher Unmut, Unzufriedenheit und Ärger. Über mich, weil ich 'ja' gesagt habe. Und über den Anderen, weil er/sie gefragt und mich in diese Situation gebracht hat?

War ich zu schnell mit meinem 'ja'?

Habe ich mir keine Zeit gelassen, wirklich nachzudenken und abzuwägen, was ich möchte und was nicht? Was ich leisten kann und was nicht?

Ist mein 'ja' mehr meinem Bedürfnis nach Harmonie und dem Wunsch, gemocht zu werden, geschuldet? Überlege, was dir wichtiger ist: Es anderen (auf deine Kosten) recht zu machen oder deine eigenen Bedürfnisse im Blick zu halten und deinen eigenen Weg zu gehen?

 

Erinnern wir uns:

Egal, wie wir uns entscheiden, ob wir 'ja' oder 'nein' sagen. Wir haben jedes Mal einen Gewinn und wir müssen auch jedes Mal einen Preis bezahlen.

Sagen wir 'ja', dann bewahren wir die Harmonie und sind gleichzeitig eine Verpflichtung eingegangen.

Sagen wir 'nein', dann gilt es, die Reaktion unseres Gegenübers (z.B. seine Enttäuschung) auszuhalten. Gleichzeitig lassen wir dafür auch die Aufgabe, um die es geht, bei ihm/ihr.

 

Es gilt also, in jeder Situation individuell den Gewinn und den Preis gegeneinander abzuwägen. Und dann eine für mich stimmige Entscheidung zu treffen. Dabei mag es durchaus Situationen geben, in denen sich sowohl ein 'ja' als auch ein 'nein' nicht gut anfühlen. Oft hat das damit zu tun, dass uns das 'nein-Sagen' noch gänzlich unvertraut ist.

Später wird die Erleichterung über das, was du dir erspart hast, überwiegen. Ich weiß es aus Erfahrung :-)

 

Trau dich 'nein' zu sagen. Probier es aus. Fang bei unwichtigen Kleinigkeiten an.

Werde hellhörig bei Menschen, die gut 'nein' sagen können. Die auch dir ein 'nein' auf deine Anfrage oder Bitte geben. Lerne von ihnen. Sie sind gute Übungspartner. Wer selber in der Lage ist, klar 'nein' zu sagen, kann meist auch gut mit einem 'nein' als Antwort umgehen.

Lass dich nicht (mehr) zu vorschnellen 'ja-Antworten' hinreißen. Unterdrücke den 'Ja-Reflex'!

Werde achtsam für diese 'Ja-Impulse'. Damit ist schon viel gewonnen. Und dann nimm dir die Zeit, die du brauchst, um zu einer für DICH guten Entscheidung zu kommen.

Bedanke dich für die Anfrage und bitte um Bedenkzeit:

"Ich freue mich, dass du mich fragst. Für meine Antwort brauche ich etwas Zeit. Ich gebe dir heute Nachmittag eine Rückmeldung."